Hab nach langer Zeit mal wieder einen unserer Dienstwagen VW Passat B7 (2010-2014) gefahren. 2-Liter Schummeldiesel (also der Giftige!!!), 4-motion, 120tkm, Handschalter.
Ich mochte VW noch nie und werde mir auch keinen zulegen, alles an dem Gebaren dieses Vereins ist mir zuwider, aber...
der fährt für sein Alter echt gut. In einigen, wichtigen Disziplinen doch spür- und hörbar besser.
Er ist deutlich leiser als meiner (viel besser gedämmt), die Lenkung ist wesentlich direkter und gibt stets eine narrensichere Rückmeldung, aber die Paradedisziplin (neben noch mehr Platz und Übersichtlichkeit) ist und bleibt das äußerst komfortable Fahrwerk: es schluckt jedes Verwürfnis und hat in schnell gefahrenen Kurven kaum Seitenneigung. Sprichwörtlich auf Schienen kann man auch wahlweise sehr sportlich unterwegs sein, ohne gleich Gefahr zu laufen das Fahrzeug zu überfordern. Das kann natürlich auch am 4Motion liegen, aber die Grundabstimmung bleibt einfach gut.
Das einzige, was mir negativ auffiel war: etwas brummiger Diesel (aber mit ordentlich Bumms), schlechtere Stoffsitze (Federn drücken in den Rücken etc.), viel Plastik im Innenraum (auch nicht ganz knarzfrei, aber die VFL der aktuellen 6er Generation ist da auch nicht besser), etwas behäbigeres Fahrgefühl (die Leichtigkeit, Dynamik eines Athleten wie dem 6 versprüht er jedenfalls nicht, eher etwas schweres und solides), die Handschaltung ist sogar noch etwas hakeliger als meine, Display der Mittelkonsole viel zu tief, Mazdas Dreh-Drück-Steller fehlt usw.
Als ich danach in meinen 6er stieg, spürte ich den Unterschied ganz deutlich: er ist auch gut gedämmt, aber es kommt doch nochmal deutlich mehr durch als beim Passat. Ich werde ganz schön durchgeschüttelt, obwohl 17 Zoll. Jedes Loch, jeder Schlag ist einer zuviel. Ich leide mit dem Auto. Die Lenkung bleibt bei der Kurvenhatz synthetisch und Rückmeldungsarm. "Sicher" ist anders. Auf Schienen läuft er nur geradeaus bei höheren Geschwindigkeiten. Da saugt er sich förmlich an. Die Seitenneigung ist beträchtlich. Und es dreht einen auch aus dem Sitz, weil der kaum Seitenhalt bieten.
Die Motoren kann man nicht vergleichen. Aber... der Passat-Diesel hat mir natürlich wesentlich mehr Fahrspaß ins Gesicht gezaubert als mein lauter und lahmer Saug-Benziner. Vom Mazda-Diesel wäre ich bestimmt begeisterter, aber er passt überhaupt nicht zu meinem Fahrprofil.
Top bei meinem: Hammer-Ausstattung, innen und außen Design par excellence, hochwertige Materialien innen verbaut, für seine Größe ziemlich sparsam zu fahren, alles perfekt Fahrer-orientiert. Da kann selbst der aktuelle Passat nicht ganz mithalten. In einem letzten Zeitungstest kostete er ausstattungsbereinigt ganze 7000€ mehr als der 6er. Noch Fragen?
Makel: beim Abrufen von Leistung ist der Motor laut und träge, egal ob man 2 oder 3 Gänge zurückschalten muss. Lahm bleibt lahm und wird gefährlich. Und die Handschaltung bleibt ein hakeliges Graus, insbesondere in den ersten Gängen. Bei den neuesten Mazdas ist sie hingegen wieder top. Bin 3er schon gefahren. Der Handschalter macht irre Spaß, kein Vergleich zu meinem jetzigen.
Fazit: VWs enorme Aufschläge rechtfertigen keinesfalls das bessere Fahrwerk und Fahrgefühl. Das bekommt auch der 6er ohne adaptive Dämpfereinstellung ganz passabel hin. Aber der alte Dienst-Passat kanns halt deutlich besser. Und das überrascht mich dann doch etwas.