Seit 10 Monaten habe ich nun meinen Mazda 6 Sportsline Plus 2.2 D 184 PS und ich bin in der Zeit 15.000 km damit gefahren. Zeit ein kleines Fazit zu schreiben.
Ich habe das Fahrzeug als Limousine mit 20.000 km im Alter von 9 Monaten mit neuem 3-Jahres-TÜV und neuem Service gekauft. Der Vorbesitzer war ein großer Autovermieter. Laut Händler wurde er aber Mazda-intern vermietet und ging nach 3 Monaten Nutzungsdauer zur Aufbereitung an Mazda zurück. Preislich lag das Fahrzeug ca. 7000 Euro unter dem Internet-Neupreis und der wiederum 7000 Euro unter dem Listenpreis.
Nach einigen Audi A6 und VW Passat ist das nun mein erster Mazda und man muss schon sagen, dass man sich nach so einem Umstieg etwas umstellen und auch einschränken muss. Ganz aus der Luft gegriffen ist der Preisunterschied nämlich nicht.
Allerdings muss man sich auch fragen ob die vielen Kleinigkeiten diesen Preisunterschied wirklich wert sind.
Das was mir als erstes positiv aufgefallen ist ist das außergewöhnlich schnittige und sportliche Design und der hochwertige Innenraum. Anders als zur Zeit bei VW wird im Cockpit kaum hochglanzpolliertes schwarzes Plastik, was als Klavierlackoptik verkauft wird, verwendet. Lediglich der Rahmen um den Schalthebel und die Fensterheber-Schalterkulisse in den Türen sind aus diesem Material. Ansonsten wird viel Leder/Kunstleder (wegen der Lebensdauer bei Sonneneinstrahlung), Alcantara und Holz verwendet. Dekoriert wird das ganze durch dezente Chrom-Zierleisten.
Der erste Eindruck hat sich auch während der Nutzungszeit bestätigt. An die vielen umständlichen, fragwürdigen oder nervigen Kleinigkeiten habe ich mich inzwischen gewöhnt. Auch wenn ein neues Auto fällig wäre würde ich mich momentan mangels vergleichbarer Fahrzeuge wieder für den Mazda 6 SLP entscheiden. Allerdings diesmal möglichst mit Automatik-Getriebe. Das soll wesentlich besser sein als das Schaltgetriebe und ich empfinde die Schaltung auch als etwas hakelig.
Die Leistung ist mit 184 PS durchaus ausreichend, aber ein Rennauto wird damit nicht daraus. Weniger Leistung würde ich persönlich nicht empfehlen. Mein Gesamt-Durchschnittsverbrauch liegt bei 5,33 Liter was völlig in Ordnung ist. Damit muss man zumindest nicht aus Spritspar-Gründen zu weniger Leistung greifen.
Meine folgende Liste der Kritikpunkte mag teilweise etwas kleinlich erscheinen, aber nicht jeder Kritikpunkt ist auch wirklich störend. Allerdings wollte ich schon der Vollständigkeit halber alles hier rein packen, was mir aufgefallen ist.
- Tageskilometerzähler auf 2 Ebenen (A und B) stellt sich nicht automatisch zurück, muss immer manuell auf Null gesetzt werden. Das sollte man wenigstens im Bordcomputer einstellen können
- Head up Display meldet beim Ausschalten des Tempomats mittels Gang raus nehmen „mrcc deaktiviert“ begleitet von einem lauten Piep, was den Beifahrer immer nervös fragen lässt was denn jetzt kaputt
ist. Dieses laute piepsen sollte man ausschalten können und die Abkürzung mrcc ist anfangs auch völlig irreführend, weil nirgends beschrieben ist was das sein soll. Ich würde mir wünschen, dass solche sinnlosen Abkürzungen generell vermieden werden. Würde man einfach schreiben „Tempomat deaktiviert“ wäre sofort klar was gemeint ist
- Fenster und Schiebedach lassen sich bei ausgeschalteter Zündung nicht bedienen. Wenn man anhält muss man immer den Motor laufen lassen um alles zu schließen (nicht sehr umweltfreundlich!). Außerdem piepst dann ständig der Abstandswarner (nervig!). Macht man die Zündung aus und wieder an geht auch das Licht mit aus und unnötigerweise wieder an
- Fenster und Schiebedach lassen sich nicht per Fernbedienung öffnen/schließen (Komfortschaltung). Einfach einprogrammieren – fertig. Das kostet quasi NICHTS extra.
- Fensterheber Sperre in der Tür sperrt auch die Bedienung beim Fahrer, die sollte nur für Mitfahrer gesperrt sein. Ich brauche doch keine Sperre für mich selber! Wenn ich nicht will, dass ich es benutze benutze ich das einfach nicht!
- DAB Empfang schlecht. Im Parkhaus und Tunnel fällt er oft aus. Das kann ein Mitsubishi Space Star für 10.000 Euro Neupreis besser. DAB+ sollte in der Klasse heute Standard sein
- Rechter Außenspiegel senkt sich nicht automatisch ab beim Rückwärtsfahren (sollte in der Klasse Standard sein und kostet nichts!)
- Ab und zu (sehr selten) klappen die Seitenspiegel nicht ein beim zusperren und das Auto lässt sich nicht dazu bewegen die Spiegel einzuklappen. Irgendwann geht’s dann wieder
- Spurhaltesystem versucht immer in Linkskurven über die Mittellinie zu lenken und reklamiert dann, dass man die Mittellinie überfahren hat (was soll das??)
- Keinerlei Sender- oder Titelanzeige wenn man nicht im Unterhaltungsmodus ist, nicht mal bei Senderwechsel
- Laut Bordbuch dürfen nur 2 Fensterheber gleichzeitig betätigt werden? Wie bitte? Was passiert dann? Brennt das Steuergerät durch? Meine Mazda-Werkstatt wusste darauf auch keine Antwort
- Mittelarmlehne ist zu weit hinten, es liegt nur der Ellenbogen auf. Notfalls kann der Arm auf der gepolsterten Seitenwange der Mittelkonsole liegen, daran gewöhnt man sich auch.
- Radio erkennt auf Handy gespeicherte mp3 nicht
- Radio ist aus bei Zündung aus. Will man am Ziel zuende hören muss man den Motor laufen lassen (nicht sehr umweltfreundlich). Beim Zündung ausschalten und wieder einschalten dauert es einige Zeit bis das Display hochgefahren und das Radio wieder an ist. Außerdem geht dann immer das Licht mit an. Das ist also auch keine Lösung.
- Automatisches Tür verriegeln zu schnell. Geht man ums Auto oder von einer Tür zur anderen wird immer sofort verriegelt. Das ist so nicht brauchbar, ich musste es leider abschalten.
- Verrückte Abkürzungen unter denen man sich nichts vorstellen kann, z.B. unter Favoriten/Kommunikation: „Favor. Kommunik. Hinzu ./bearbeitet.“ oder „Navigation favor. Hinzufügen ./bearbeit.“ oder „Geschw. Begr. A.“ oder "Ern. Bluetooth Audioverb. z. WdgForts." (von 6 Worten ist nur eins nicht abgekürzt! ... unter den meisten dieser Anzeigen kann ich mir gar nichts vorstellen. Wie wäre es einfach mit einer durchlaufenden Schrift? Oder man verwendet einfach mehrere Zeilen, das Display ist doch groß genug.
- Adaptives Fernlicht erkennt Autos im Nebel erst sehr spät, entgegenkommende LKWs auf der Autobahn deren Hauptscheinwerfer hinter der Mittelleitplanke sind werden nicht erkannt, die oberen Positionslichter sind wohl zu klein
- Die Kameras sind generell nicht sehr gut. Meine Handy-Kamera ist deutlich besser.
- Navi und Display generell sollte mit ausgeschalteten Motor bedienbar sein
- Fernlichtautomatik funktioniert bei Frost sehr unzuverlässig
- Kopfstützen lassen sich nicht neigen (der Winkel ist ok, damit kann ich leben)
- Hinter dem Innenspiegel läuft ein loses Kabel, das mit einer Art loser Klammer gehalten wird, die man verschieben kann und die nirgends richtig hin passt. Hatte der Konstrukteur da keine Lust mehr?
- Bei Navigationsansagen wird nur der linke Lautsprecher gedimmt. Bei etwas lauterer Musik ist die Ansage kaum zu hören
- Position des Flaschenhalters in der Mittelkonsole ungünstig, da selbst kleine Flaschen den rechten Arm beim Schalten stören
- Die Navi-Stimme verschluckt manchmal die ersten Buchstaben einer Ansage
- Das Navi sagt z.B. „biegen sie rechts ab auf die Autobahn“ obwohl ich mich mitten in der Stadt befinde. Besser wäre „biegen sie rechts ab in Richtung Autobahn“
- Lenkrad überfrachtet mit 8 Tasten auf jeder Seite (man gewöhnt sich daran)
- Head up Display ist unscharf wenn die Anzeige in der Nähe der Bildränder ist
Wünsche:
- Bord Buch als Handy App mit Suchfunktion und Erklärungen wäre toll. Das hat auch noch keiner!
- Reifenbeleuchtung an der Spiegelkamera um im Kamerabild auch im Dunkeln die Reifen (und die teuren 19 Zoll Felgen) und den Bordstein zu erkennen wären toll. Kann auch als coming home Licht verwendet werden
Ich habe versucht die wichtigeren (störenderen) Dinge eher oben zu positionieren und die weniger störenden nach unten. Also wenn sich der ein oder andere Mazda-Ingenieur daran versucht: bitte von oben nach unten abarbeiten J
Mazda 6 Fahrer, die den ein oder anderen Punkt bestätigen können sollten das an Mazda schreiben. Mir wurde versichert, dass Kritik sehr ernst genommen und auch daran gearbeitet wird, wenn sie denn nur von genug Kunden kommt.